Citrus aurantium
In der Volksmedizin werden die Blüten, die Schale der Früchte und die unreifen Früchte verwendet. Die Pflanze soll eine beruhigende wie auch kräftigende Wirkung haben. Citrus aurantium wirkt zudem blutdrucksenkend.
Botanik/Pflanzenname/Vorkommen
Citrus aurantium ist eine Zitruspflanze. Sie gehört zur Familie der Rautengewächse (Rutaceae). Der bis zu 5 m hohe immergrüne Baum ist ursprünglich im tropischen Asien beheimatet, kam aber schon im Mittelalter nach Europa und wird dort im Mittelmeerraum kultiviert. Die Frucht von Citrus aurantium ist orangenähnlich, aber kleiner. Die im reifen Zustand leuchtend orange Schale ist dicker und unebener als die der Orange.
Botanisch verwandt mit der Apfelsine ist Citrus aurantium nicht. Bekannt ist Citrus a. unter den Namen Pomeranze, Bitterorange, Sevilla-Orange und Saure Orange, aber auch als Bigarade, Goldapfel und Warzenpomeranze.
Inhaltsstoffe
Wichtigster Bestandteil ist ein ätherisches Öl. Der Gehalt liegt bei durchschnittlich 1,25 bis 2,5 Prozent. Eine den Monographieanforderungen des Europäischen Arzneibuchs entsprechender Wirkstoff muss einen Mindestgehalt von 2,0 % aufweisen. Zusammengesetzt ist das Öl zum überwiegenden Teil aus Monoterpenkohlenwasserstoffen. Hauptkomponente des Öls mit einem Anteil von rund 90 % ist (+)-Limonen, für den charakteristischen Geruch maßgeblich verantwortliche Substanzen sind die nur in geringer Menge vorkommenden Aldehyde (etwa 0,8 Prozent) Citral, n-Nonanal, n-Decanal und n-Duodecanal sowie die Ester (Gehalt ca. 2,5 Prozent) Linalylacetat, Geranylacetat, Citronellylacetat, Decylpelargonat und Anthranilsäuremethylester.
Enthalten sind außerdem Flavonoide: Bitter schmeckende Glykoside sowie geschmacklose Glykoside wie Hesperidin und Rutin sowie höher methoxylierte Flavonoide wie Sinensetin, Nobiletin und Tangeretin.
Weitere Bestandteile sind Limonoide, Cumarine, darunter auch Furanocumarine, größere Mengen an Pektin.
Desweiteren enthält Citrus aurantium die Vitamine A, B1, B2, C, B5, B6, E und PP, außerdem Fruchtzucker.
Anwendung/Anwendungsgeschichte
In China wurde die Pomeranze schon im 1. Jahrhundert nach Christus erwähnt. Jahrhunderte später kam sie auch nach Europa. Für das Jahr 1002 ist der Anbau der bis zu zehn Meter hohen immergrünen Bäume auf Sizilien verbürgt. Die Kreuzzüge sorgten für die weitere Verbreitung der nicht nur bitteren, sondern auch recht sauren Früchte, lange bevor Apfelsine und Mandarine im Mittelmeerraum bekannt wurden.
Im Mittelalter fand die Pomeranze ihren Weg nach Norden, wobei die Kultivierung der frostempfindlichen Pflanze die Gärtner vor Probleme stellte. Im Barock ließen die Fürsten vor allem für die Zitrusbäume prächtige Orangerien bauen, in denen die Hofapotheker die bitteren Früchte für pharmazeutische Zwecke ernten durften. Dort konnte auch das gemeine Volk die „goldenen Äpfel“, die Poma aurantia bestaunen, was der Pomeranze schließlich ihren Namen eintrug.
In der Volksmedizin werden die Blüten, die Schale der Früchte und die unreifen Früchte verwendet. Die Pflanze soll eine beruhigende wie auch kräftigende Wirkung haben. Citrus aurantium wirkt zudem appetitanregend, blutdrucksenkend, endzündungshemmend, fiebersenkend, krampflösend, schlaffördernd, schleimlösend, verdauungsfördernd und wurmtreibend.
Völlegefühl kann die Pomeranze als Tee oder Tinktur nach dem Essen gegeben, bei Appetitlosigkeit hingegen sollte sie etwa eine halbe Stunde vor der Mahlzeit eingenommen werden. Die Wahrnehmung des bitteren Geschmacks am Zungengrund führt zu einer Aktivierung des parasympathischen Nervus vagus, was die Sekretion von Speichel, Magensäure und Gallensaft stimuliert und die Motilität des Verdauungstraktes fördert.
Über die Anwendung bei dyspeptischen Beschwerden hinausgehend wird die Pflanze ferner bei Magenkrämpfen und Erbrechen angewendet.
In mittelalterlichen Duftrezepturen verwendete man ein wässriges Destillat aus den Blüten, das Aqua Naphae genannt wurde. Ansonsten wird das ätherische Öl, das auch desinfizierend wirkt, zur Parfümherstellung verwendet. Das enthaltende Bergapten fördert das Bräunen der Haut und wird in einigen Bräunungscremes eingesetzt.
Wissenschaftliche Erkenntnisse
Wissenschaftlich belegt ist die Wirksamkeit der Extrakte aus Bitterorangen bzw. einzelner Inhaltsstoffe daraus nicht, entsprechende Untersuchungen liegen nicht vor. Dennoch ist infolge des bitteren Geschmacks des Wirkstoffs davon auszugehen, dass dieser eine vermehrte Ausscheidung von Verdauungsenzymen und damit eine den Appetit steigernde und die Verdauung fördernde Wirkung bewirkt.
Sie Schale enthält die kreislaufaktive Substanz Syephrin.